Das Thema von „Mutations
III“ aufgreifend, den Titel vereinnahmend, doch letztlich konsequent
umgesetzt, tritt eine Bildfolge auf, die ausschließlich im Netz zu
besichtigen ist. „eyesonmeeyesonyou“, so die Künstlerin Jana
Wisniewski (*1945) „ist wie eine Plakatwand angelegt und entspricht den
Kriterien der Kunst im öffentlichen Raum: permanent zugänglich, ohne
Barriere. Der Inhalt ist ironisch [...]“ Aber er ist auch ernst gemeint.
Schnappschüssen von prominenten Figuren aus Politik und Kunst, von
Ereignissen und öffentlichen Plätzen stehen Porträts von sich und
Aufnahmen von früheren Arrangements gegenüber. Sämtliche Bilder
entstammen der eigenen Produktion und wurden um Sprechblasen und Parolen
ergänzt. Das öffentliche Leben als Bild erweist sich als eine Folge von
Nichtigkeiten, denen erst Legenden oder Kommentare Bedeutung verleihen können,
wobei – wie bei Fotografien immer – jede Art von Zuweisungen möglich
ist. Die private Welt erwächst aus den Blicken in die Vergangenheit, in
denen gleichermaßen Sehnsüchte und Hoffnungen aufgehoben sind. Die
Bilder von sich und eigenen Werken blieben jedoch unkommentiert, wodurch
das Publikum auf Distanz gehalten wird – so hat sich das Private immer
schon gegen die Zudringlichkeiten der Öffentlichkeit geschützt. Die
Zwiesprache von Wisniewski mit ihrer Person und den Gegebenheiten von
gestern wird von einem traurigen Unterton begleitet, birgt sie doch –
wie jeder Blick zurück – die Gewissheiten eines Verlusts.
Timm Starl in Fotokritik: Monat der Fotografie 2010 http://timm-starl.at/fotokritik-text-59.htm |