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"Do you practise Taiji?" 2010 (left)

"The Minority Class from Inner Mongolia, China (Shanghai Theatre Academy, Acting Department)" 2010 (right)

Wenn ich junge Chinesen in Shanghai fragte, ob sie Taiji praktizieren würden, antworteten sie mit "Nein!" Auf mein "Why not?" kam von allen, ohne Ausnahme, die gleiche Antwort “I have no time.“

Es scheint schwer für einen Ausländer, (mentale) Spuren, Reste von gelebtem Daoismus im urbanen Alltag (abseits der wohlbekannten, morgendlichen Übungen der Generation 40+  in den Parks) zu finden.  Doch die Vermengung des geistig-kulturellen Erbes von Daoismus, (Neo-)Konfuzianismus mit dem Kommunismus scheint in China jeden Aspekt des Lebens zu bestimmen, von der Oberfläche bis ins Innerste.

Während ich bei Regen einem Fahrrad, meterlang und -hoch mit Bambusstangen beladen, seinem Fahrer folge, wie er die zehnspurige Yan’an Road mit all den (das Grün der Ampel ignorierenden, durchbrausenden) LKWs und Taxis quert, mich an ihn halte, so wie er sich an den Verkehr, üben wir beide, bewußt oder unbewußt, die Vier Prinzipien fortgeschrittenen Taijiquans: Getting in contact with; adhering to; staying in touch continuously; und following.

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"Satz 1" aus "Satz 1–n" (aus: Harald Gsaller, "zack!", Blattwerk 1995)

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  "Satz 2" (aus: Harald Gsaller, "Wiese", Triton Verlag 2000)

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"Satz 3" (aus: Harald Gsaller, "Schakolatta//Winterschlaf", Comet Books 2006)

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„Satz 4“ (aus: Harald Gsaller, „Chronische Notizen“, Ennsthaler 1989)

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„Satz 5“ (aus: Harald Gsaller, „Zwang“, Pudel 2010)

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„Satz 6“ (aus: Harald Gsaller, „Wiese“, Triton 2000)

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„Satz 7“ (aus: Harald Gsaller, „zu Augen“, Galerie im Stifterhaus 1993)

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„Satz 8“ (aus: Harald Gsaller, „zack!“, Blattwerk 1995)

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„Satz 9“ (aus: Harald Gsaller, „Ein Ding vorher/104 Embleme“, Triton 2002)

GSA_AchtsamkeitStille (10)

„Black Box“ 2009/2010

Unter „Black Box“ versteht man in der Kybernetik eine Maschine, die einen Input in einen Output verwandelt, ohne dass man wissen muss/weiß, was im Einzelnen in der Maschine, im System, vor sich geht.

An der Shanghai Theatre Academy (STA) verfügen sowohl das Acting Department an der Huashan Road als auch das Kun-Opera Department an der Lianhua Road über in schwarz gehaltene Probebühnen(räume). Man nennt sie im internen Sprachgebrauch „Black Box“.

Black Box Huashan Campus                                     Black Box Lianhua Campus

(jeweils Rückwand Zuschauerraum)

 

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Black Box Huashan Campus                                      Black Box Lianhua Campus

(jeweils seitliche Wand 1)

 

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Black Box Huashan Campus                                      Black Box Lianhua Campus

(jeweils seitliche Wand 2)

 

GSA_AchtsamkeitStille (13)

  Black Box Huashan Campus                                      Black Box Lianhua Campus

(jeweils Rückwand Bühnenraum)

 

GSA_AchtsamkeitStille (14)

  „Gerechtigkeit für Cindy (Ding Ding)“ 2009/2010

  Im Rahmen eines Auslandsatelier-Aufenthaltes des BMUKK an der Shanghai Theatre Academy bilden die Schauspiel- und Regie-Studenten Cindy (Ding Ding) und Fly (Fei) am 1. Oktober 2009 am Flughafen Pudong das freundliche Empfangskomitee für zwei österreichische Gastkünstler (Elisabeth Grübl und Harald Gsaller). Cindy und Fei übernehmen die Einweisung; die offizielle Academy wird sich erst nach Abschluss der mehrtägigen Feiern zu „60 Jahre Volksrepublik China“ bei den Stipendiaten melden.

Schon in den ersten Wochen eröffnet sich Gsaller ein Dilemma, nämlich, dass der Versuch, die Liste der noch von Österreich aus konzipierten Arbeitsvorhaben abzuarbeiten, immer stärker mit weiter auftauchenden, interessanten Optionen für Arbeiten vor Ort kollidiert.

Auch zwei von Gsaller nach den ersten beiden Wochen angedachte/skizzierte Foto-Projekte – Projekt A: Cindy, Fei sowie ihre Studien-KollegInnen sollen des morgens in einem öffentlichen Park Taiji-Übende mimen, gerade weil sie keinen blassen Schimmer von echtem Taiji haben, und Projekt B: Cindy, Fei und die Anderen betreiben „Pajama Strolling“ und überqueren in geschlossener Formation des abends die vor ihrem Studentenheim liegende, 10-spurige Central Yan’an Road in Pyjamas) – diese beiden Projekte geraten unter die Räder, fallen letztlich den Parametern verfügbare Zeit, Prioritätenverschiebung, Reserve an 120er-Rollfilm, stark fallende (Außen)Temperaturen zum Opfer …

  „Gerechtigkeit für Cindy (Ding Ding)“ wurde im Rahmen der Ausstellung „Things we never did“ in der Künstlervereinigung MAERZ (www.maerz.at) in Linz erstmals im Dezember 2009 gezeigt, und ist Cindy und Fei gewidmet.

Installation in der Galerie MAERZ, Linz

Glückskeks, überreicht von Cindy und Fei am Morgen des 2. Oktober 2009

(Im) Erdgeschoss des Studentenheimes der beiden an der Central Yan’an Road.

Platzhalter in weiß: der konzeptuell-strategische Platz, den die beiden Arbeiten „Pajama-Strolling“ und „Taiji im Park“ mit Cindy, Fei und den Anderen, wären sie denn je realisiert worden, innerhalb meiner Arbeiten mit China-Bezug einnehmen hätten können.

Skizze zu „Taiji-Truppe im Park“ (Detail)

Cindy und ich bewundern ein als „running shoes“ inszeniertes, sündteures Paar Schuhe von „Hermes“ in einer Shoppingmall an der hippen West Nanjing Road.

Die mögliche Ausweich-Location, die „Black Box“ der Shanghai Theatre Academy an der Huashan Road, bleibt auch den ganzen November über besetzt.

GSA_AchtsamkeitStille (15)

”Shou/Longevity“ 2010/2012

 

My contribution “Shou/Longevity” to AchtsamkeitStille2012 deals with decoding/constructing traces of daoism and magic thinking in urban Shanghai. The work consists of three parts:

”Shou/Longevity“

Amongst skyscrapers near Central Yan’an Road the inhabitants find themselves confronted with a very large banner showing a decent calligraphy of the daoistic sign ”Shou“: longevity, the long (good) life, if one lives according to the daoistic rules. 

We wonder who placed the banner there, and for how long it will be left visible to the public, being rather a hint to forgotten knowledge than referring to a thing to buy as normal advertisements do.

”To protect the houses against the demons“

 (video, 0min20s); (bottom):

A bird’s-eye view of the ritual of „Protecting the houses“ by igniting firecrackers. A relic of old magic practice/superstition common in the streets of modern Shanghai.

”There are no pigeons in Shanghai“

                        

 (video, 3min27sec); (top):

Normally you don’t see many birds in the sky of Shanghai. In fact it was the noise created by the above mentioned firecracker rituals that made the author remark a flock of pigeons drawing large ephemeral circles in the sky. Not stopping flying, obviously in a state of panic. As if they had remembrance/knowledge of the extinction of the sparrows in Shanghai a long time ago. An echo from the distant ”War against the Sparrows“ in 1958.

 

Vienna, November 2012

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GSA_AchtsamkeitStille (16)

”Chinese Flag Proposals“ 2012

(15 Text panels / Flags in red and yellow. Text according to the principle of ”wu wei: Do nothing (with nothing left undone)“; proportions and graphic form of the panels referring to the Chinese Flag)

A proposal for an artist’s public intervention in China: The thing to do would be to present elements / stratagems of daoistic philosophy graphically embedded in panels or flags in public contexts (public places, newspapers, TV, internet …), so as to allow them to be found, read and interpreted. All the proposed flags deal with a central daoistic principle called ”wu wei: Do nothing (with nothing left undone)“ as mentioned by Laozi. The concept of ”wu wei“ seems to be as far away as possible from modern Chinese life concepts of eager activism and thus may be representing a (forgotten or repressed) pole of inner clarity and effortlessness.

The text elements are taken from Francois Jullien’s ”A Treatise on Efficacy – Between Western and Chinese Thinking”, University of Hawai’i Press, Honolulu 2004“.